
36. Woche Tela
Strecke: 100 Km - Stimmung: viel Geduld ist hier gefragt...die haben wir nicht immer
Jetzt wo es Joos und Simone wieder besser geht müssen wir uns endlich um Ramon kümmern. Seit Mexico geht der 4X4 nicht mehr und dies wollen wir nun beheben lassen. In Tela, einer kleinen Stadt in der Karibik finden wir über Google eine Garage die uns seriös erscheint und die nötige Einrichtung besitzt um unseren Ramon entsprechend zu behandeln.
Bevor wir zur Garage fahren kontaktieren wir den Besitzer via WhatsApp und schildern ihm unser Problem. Die erste Antwort die wir erhalten ist: Meint ihr wirklich Tela? Unsere Garage befindet sich Tela, Honduras. Die Frage ist berechtigt denn Ausländer sieht man in Tela praktisch keine. Wenn, dann kommen die Touristen aus El Salvador, Guatemala oder Nicaragua, aber sicher nicht von den USA und schon gar nicht von Europa. Nachdem wir ihm bestätigt haben, dass wir tatsächlich Tela in Honduras meinen, erhalten wir einen Termin um 8 Uhr früh, um unser neu bestelltes Ersatzteil aus Europa einzubauen.

Bevor wir Morgens um 8 Uhr zur Garage fahren, bringen wir unsere Wäsche in eine Lavanderia. Damit wir diese nach erledigter Arbeit an Ramon am Nachmittag wieder abholen können. Joos hat daran zwar nicht so Freude da er so schnell wie möglich zur Garage möchte und wie immer nicht zu spät kommen möchte. Simone ist da anderer Meinung, da es in Honduras bestimmt nicht anders läuft wie in Mexico. Also erst Wäsche abliefern dann Garage. Simone sollte recht haben. In Honduras ist 8 das neue 9 und manchmal sogar 10. Wenn du Pech hast wartest du auch bis 11. Hier scheint das niemanden so zu stören. Es gehört einfach dazu. Unterdessen können wir oft damit umgehen. Manchmal ist es aber auch einfach nur nervig.


Ramon wird also mit dem Lift angehoben und das neue Teil ist zirka eine Stunde später eingebaut und der Unterbodenschutz von den Kids geputzt. Nach einer Probefahrt kann man den 4X4 zwar einschalten, aber leider nicht mehr ausschalten. Das Problem muss also irgendwo anders zu finden sein und das neue Teil wäre unnötig gewesen. Hat ja auch nur CHF 800.- gekostet. Was solls, ist ja ein Schnäppchen. Das neue Teil wird also wieder ausgebaut und das Alte ein. So geht es noch eine Weile hin und her. Der Plan für den nächsten Tag wird alle elektronischen Leitungen zu prüfen.


Am nächsten Morgen lädt Joos Simone im Kaffee ab. Da die Arbeiten auch an diesem Tag später beginnen kommt Joos schnell wieder zurück und gönnt sich erst einmal einen Kaffee. Danach wartet Simone alleine weiter. Da das Problem gegen 16:00 Uhr noch nicht gefunden ist läuft Simone alleine von der Stadt zur Garage zurück. Das ist ziemlich gefährlich da die Leute von Honduras wie die Henker fahren und es für Fussgänger keine Trottoirs oder ähnliches gibt. Am Strassenrand kann man sich als Fussgänger einfach durch viel Abfall und Pfützen kämpfen. Aber das machen hier alle so.

Unterdessen gehören wir schon fast zur Familie. Da der Fehler am Abend noch nicht gefunden ist wird die Garage zu unserem Campingplatz. Wir können hier übernachten und die Toilette und Dusche der Garage benutzen.

Die Dusche besteht aus einem Fass mit kaltem Wasser und Becken – Luxus sieht definitiv anders aus, aber bei dem heissschwülen Wetter in Tela ist dies eine nette Abkühlung - besser als nichts.😊


Während unseren drei Nächten bei der Garage werden wir gut versorgt. Mal holen uns die Kinder eine Kokosnuss, mal bestellen sie uns Essen oder kochen selbst und wir kriegen auch etwas davon ab.



Die Garage ist ein Familienbetrieb. Vom Grossvater bis zum Neffen arbeiten alle fleissig mit. Die Kinder haben gerade Schulferien. Deshalb sind sie auch jeden Tag in der Garage. Es ist hier Tradition, dass diese in der Schulfreien Zeit bereits im Alter von fünf Jahren miteinbezogen und langsam zu Mechaniker ausgebildet werden. Obwohl es in unseren Schweizer Augen wie Kinderarbeit aussieht, sind diese Kinder unserer Meinung nach im Vergleich zu anderen Kindern in Honduras privilegiert. Wenn sie erwachsen sind, sind sie top ausgebildet und haben in Honduras eine gesicherte Zukunft.



Fünf Tage lang wird bei Ramon unter Anleitung der Schweizer Büel-Garage auf Herz und Nieren geprüft. Irgendwann funktioniert der 4X4 wieder. Weshalb weiss aber niemand so genau. Jetzt können wir endlich weiter.
