51. Woche Filandia – Salento – Filandia – Valle de Cocora – Barcelona – Córdoba – Palmira

51. Woche Filandia – Salento – Filandia – Valle de Cocora – Barcelona – Córdoba – Palmira

Mittwoch, Mai 1, 2024

Strecke: 684 Km - Stimmung: Joos macht sich gut als Kaffeeschlürfer 😊

Weil es so schön ist bleiben wir zwei Nächte auf der Finca in der Nähe von Filandia.

Das Dörfchen ist am Wochenende gut besucht und Parkplätze rar. Deshalb fahren wir mit einem Jeep Taxi ins Dorf. Das Dorf ist herzig und kolumbianisch farbig

und es gibt gefühlt tausende Souvenirläden mit exakt demselben Angebot. Siehst du einen Laden kennst du alle 😊. Ein paar einzelne spezielle Läden gibt es dann doch noch und unser vierstündiger Aufenthalt wird dadurch etwas kurzweiliger. Karin findet eine schöne handgemachte Tasche, Ohrringe aus Kaffeebohnen und Espadrilles.

Unser Jeep Taxi ist bereits sehr gut gefüllt. Deshalb wird das Dach kurzerhand geöffnet und wir müssen in der Mitte stehen. Wir haben aber immer noch einen komfortablen Platz denn Andere finden nur noch auf der hinteren Stossstange des Jeeps Platz. Mit dem Fahrer fahren am doch 17 Personen in diesem normalen Jeep mit. Aber hej, das ist ja immer noch Luxus, in anderen Ländern muss man auf dem Dach mitfahren. 

Salento sieht ziemlich ähnlich aus wie Filandia. Allerdings ist es noch etwas touristischer und befindet sich im Herzen der Kaffeeplantagen. Alles in allem hat Salento dasselbe Angebot wie Filandia. Kennst du einen Laden kennst du alle.

Ein Laden hebt sich dann doch etwas von den anderen Läden ab. Uns gefallen die in Kolumbien hergestellten Emaille-Tassen sehr gut und wir ersetzen unsere alten Kaffeetassen – ein schönes, nützliches Souvenir finden wir.

***
***

Wir wollen hier einmal übernachten und am nächsten Morgen an einer Roasting Tour (Kaffeeröstertour) teilnehmen. Einen guten Kontakt haben wir von unseren Schweizer Bekannten erhalten.

Javier ist bereits ready und zeigt uns, wie der Kaffee geröstet wird, welche Faktoren den Geschmack der Kaffeebohnen beeinflussen.

Erntereife Kaffeefrüchte.

Geschälte, zum trocknen ausgelegte Kaffeebohnen.

Die Kaffeeröstkurve.  Erst ist die Maschine 160 Grad heiss, dann kühlt sie durch die Kaffeebohnen auf 98 Grad ab auf den Breaking Point ab bis die Hitze wieder auf auf 160 Grad steigt und die Bohnen fertig geröstet sind. 

Es ist wirklich sehr spannend. Habt ihr gewusst, dass der Kaffee beim rösten aufspringt wie Popcorn? Es hört sich wirklich genau gleich an. Wenn man den Kaffee zu lange röstet springt der Kaffee gleich ein zweites Mal – in den Augen eines Kaffeekenners ist dies allerdings sehr schlecht, der Kaffee verbrannt und das gute Aroma des Kaffees nicht mehr vorhanden.

Die noch grünen Bohnen.

Bereits nach 5 Minuten sind die Bohnen  etwas gebräunt.

Nach 10 bis 12 Minuten sind die Bohnen wie Popcorn geplatzt und bereits fertig geröstet .

Bei uns in Europa in den Kaufhäusern erhält man eigentlich nur zu stark gerösteten, verbrannten Kaffee. Wir kennen es nicht anders. Dass ein Kaffee auch eine Fruchtige-, Zitrus-, Schokolade-, Caramelnote haben kann, war uns bis dahin nicht bewusst.

Auch dass es beim Brühen auf das Gewicht der Bohnen im Verhältnis zum Wasser, die Wassertemperatur und die Zeit drauf an kommt wussten wir nicht. Wieder haben wir sehr viel gelernt und wir werden von jetzt an Kaffee viel bewusster trinken. Gut möglich, dass wir zu Hause unsere Nespresso Maschine entsorgen oder zumindest andere Tools zum Kaffeebrühen anschaffen.

Falls ihr je die Möglichkeit habt eine Kaffeefrucht zu probieren beisst zuvor in eine Zitrone. Danach suggelt ihr die Kaffeefrucht ohne auf den Kernen zu beissen. Diese ist übrigens ziemlich süss. Dann könnt ihr nochmals in eine Zitrone beissen. Was ist der Unterschied? Da ihr ja offensichtlich nicht gerade eine Kaffeefrucht zur Hand habt verraten wir euch das Geheimnis(Spoiler) -  die Zitrone schmeckt plötzlich nicht mehr sauer sondern süss. Ein sehr spezielles Erlebnis.

Karin hat aus versehen den Schlüssel ihres Zimmers von der Finca bei Filandia mitgenommen. Offensichtlich haben ihr die Colibris auf der Finca so gut gefallen, dass sie wieder zurück möchte.

Zum Glück sind wir noch nicht weit gefahren. Wirklich doof, dass der Besitzer so guten Käse herstellt. Jetzt müssen wir noch ein Fondue probieren.

Die Wanderung durch das Cocora Tal mit den riesigen Wachspalmen soll sehr schön sein. Deshalb heisst es früh aufstehen damit wir die Wanderung ohne allzu viele Touristen geniessen können. Das frühe Aufstehen hat sich definitiv gelohnt, wir sind fast die Einzigen auf der Wanderung. Die Wanderung folgt am Anfang einer normalen Naturstrasse und ist ziemlich steil. Dafür werden wir durch eine wunderbare Aussicht auf das Cocora Tal mit den Wachspalmen belohnt. Leider zieht ein dicker Nebel auf und die Wachspalmen verschwinden dahinter. Da der Rest der Wanderung mehr oder weniger durch den Cloud Forest führt ist dies nicht so schlimm, im Gegenteil der Wald sieht dadurch noch viel mystischer aus.

***
***
***
***
***
***

Selbstverständlich muss man als Schweizer auch mal schauen woher unsere gute Schokolade herkommt und wie der Rohstoff hergestellt wird. Die Schweizer konsumieren im Durchschnitt zehn Kilogramm Schokolade pro Kopf pro Jahr. Bei den Kolumbianern sind es nur 500g. Wahnsinn, man könnte fast meinen, dass wir den Kolumbianern die ganze Schokolade weg(fr)essen. In Kolumbien kann man praktisch nur schwarze Schokolade mit einem Schokoladenanteil von 70 bis 100% kaufen. Der Rest ist Zucker oder Panela (Zuckerrohr). Lokale Milchschokolade gibt es in Kolumbien kaum. So wird die Schokolade auch nur zum kochen oder für eine heisse Schokolade verwendet.

Die semillas de cacao sind in einer ziemlich harten Schale eingepackt und von einer Litschi ähnlichen Frucht umgeben. Diese schmeckt ganz fruchtig und so gar nicht nach Schokolade wie wir sie kennen. Nur die Kernen werden zu Schokolade verarbeitet und diese schmecken unverarbeitet ziemlich bitter.

Nach der Ernte werden die Cacao-Kernen fermentiert, geröstet, geschält und dann gemörsert. Wie schon beim Kaffee ist der Röstprozess beendet wenn die Kernen das Popcorn Geräusch von sich geben.

***
***

Laura, die Besitzerin der Farm Cinco de Cacao zeigt uns alles und am Schluss der Tour können wir noch unsere eigenen Praliné giessen.

***
***
***

Auf ihrer Farm wird übrigens nur in Bio produziert und dies hat offensichtlich auch René Schudel überzeugt. Er war etwas vor uns auf der Farm und hat da einen Teil der Sendung Food Stories, die ab dem 24. April 2024 auf ProSieben Schweiz ausgestrahlt, wird produziert. Schade, dass wir das verpassen werden.

Wir haben einen Barista Kurs besucht und den Kaffee Röst Prozess angeschaut. Was uns noch fehlt ist die Kaffeeproduktion. Wir rollen den Kaffee quasi von hinten auf. Im Kaffeedreieck von Kolumbien gibt es für die Kaffeeproduktion genügend Möglichkeiten.

Die Tour bei Cafe SoñArte dauert fast fünf Stunden und keine Minute davon ist langweilig. Wir starten im Dorf und trinken erstmals einen Kaffee bei einer Kaffeegenossenschaft die von Frauen gegründet wurde. Wie in vielen Südamerikanischen Ländern tragen die Männer normalerweise die Verantwortung und überwachen das Geld und die Frauen arbeiten. In dieser Genossenschaft sind die Frauen für die Produktion und den Gewinn verantwortlich. Es ist zu hoffen, dass noch weitere Genossenschaften diesem Konzept folgen.

***
***

Der geerntete, geschälte, gewaschene und getrocknete Kaffee wird dann an eine Cooperativa (so etwas ähnliches wie Landi) verkauft. Die Qualität des Kaffees bestimmt den Preis – Joos fühlt sich wie zuhause beim Arbeiten da die Qualitätskontrolle ziemlich ähnlich abläuft wie bei seinen Bohnen und Linsen 😊.

***
***

Danach geht es dann auch endlich auf die Kaffeefarm. Zum Glück haben wir alle Gummistiefel an, denn selbstverständlich ist in der Regenzeit alles sehr nass. Von der Sprosse, zur erwachsenen Kaffeepflanze bis zu den verschiedenen Reifestadien der Kaffeefrüchte wird uns alles erklärt. Jetzt sind wir ready für unsere eigene Farm. Ach ja, wie so immer wird der qualitativ gute Kaffee nach Europa exportiert. Kolumbianer trinken eigentlich nur die Bohnen, die durch die Qualitätskontrolle durchfallen, den sogenannten Tinto.

***
***
***
***
***
***
***

Leider verlässt uns Karin nach zwei Wochen auch schon wieder. Das heisst für uns wir müssen wieder einmal einen Fahrtag einlegen. In der Nähe des Flughafens von Cali können wir auf einer Finca übernachten. Die Besitzer sind super nett und wir dürfen sogar deren Waschmaschine benutzen. Obwohl es immer wieder regnet nutzen wir die Chance und legen einen Waschtag ein. Damit die Wäsche an der Sonne trocknen kann und trotzdem nicht verregnet wird, wird man beim Aufhängen erfinderisch.

***
***

Zu diesem Artikel gibt es noch keine Kommentare
Suchen