
54. Woche: Ibarra – Lagune Cuicocha – Mitad del Mundo – Cayambe – Quito – Bellavista Cloud Forest Reserve
Strecke: 420 km - Stimmung: wir haben es in die Mitte der Welt geschafft. Wie cool ist das! Wir haben es uns viel wärmer vorgestellt :-)
Bei Hans von der Finca Sommerwind bleiben wir ganze sechs Nächte – ein Rekord würden wir sagen. Der Platz bei Hans ist nicht speziell spektakulär – aber irgendwie gemütlich. Vielleicht sind wir aktuell einfach zu faul zum Weiterreisen. In der Regenzeit bei Kälte und Nässe macht das Reisen nicht ganz so viel Spass wie am trockenen, warmen, schönen Strand 😊. Da fast alle die durch Ecuador durchreisen, bei Hans vorbeikommen, trifft man bei ihm viele Reisende. So kann man sich während des Regens zusammen über Reisetipps austauschen oder bei einem Spiel die Zeit vertreiben.
Die Wanderung um die Lagune Cuicocha herum, machen wir zusammen mit Susanne und Jens, ein Deutsches Pärchen, das wir noch in Kolumbien kennengelernt haben. Die Wanderung ist 14 km lang und führt am Vulkankraterrand um den See herum.





Richtig steil ist die Wanderung zwar nie, doch fühlt es sich trotzdem nicht so easy an, da man bei der ganzen Wanderung nie unter 3'000 m wandert. Wir spüren die Höhe nicht so arg aber die Deutschen betonen oft, dass die Luft ziemlich dünn ist. Nach etwa fünf Kilometer müssen Susanne und Jens aufgrund Susannes Höhenangst leider umdrehen – ein Abgrund auf zwei Seiten ist nicht gerade das was man sich wünscht, wenn man unter Höhenangst leidet.

Auf dem Rest der Wanderung sind wir also nur noch zu zweit. Bei der höchsten Stelle laufen wir direkt in eine Wolke rein und werden etwas verregnet. Alles in allem haben wir aber trotzdem Glück und die Sonne zeigt sich im letzten Drittel unserer Wanderung wieder.



Auf dem Zeltplatz gibt es leider keine Duschen. Auf über 3'000 m ist es ziemlich kühl. In der Nacht fällt die Temperatur auf zirka 7 Grad C. Deshalb wollen wir unbedingt noch bei Tageslicht duschen. Aber auch das ist doch eher eine Qual als ein Genuss. Aber nach der Wanderung halt doch nötig. Aufwärmen können wir uns im Wohnmobil von Susanne und Jens. Sie haben einen riesigen Lastwagen und genug Platz für uns vier. Beim Brändi Dog spielen wärmen wir uns dann automatisch auf. Vor allem die Jungs, da sie ständig verlieren 😊.

Habt ihr gewusst, dass man entlang des Äquators die meisten Sterne sieht? Normalerweise sieht man die Sternenbilder der Süd- oder der Nordhalbkugel, je nachdem auf welcher Seite der Erde man wohnt. Entlang des Äquators sieht man die Sternenbilder der Süd- und der Nordhalbkugel - allerdings stehen sie auf dem Kopf. Jetzt haben wir nur ein Problem – es ist Regenzeit und zu 99% sind gar keine Sternenbilder sichtbar 😊. Dies und viele Andere Sachen erfahren wir am Mitad del Mundo (Erdmittelpunkt) direkt am Äquator Latitud N 0°00’00’’.

In Ecuador gibt es einige Monumente die behaupten, dass sie direkt am Äquator liegen. Das ist ja auch nicht verwunderlich, da der Äquator einmal rund um die Welt führt. Doch bei den Meisten dieser Monumente stimmen dann die Koordinaten doch nicht ganz genau. Trotzdem wird den Touristen vorgegaukelt, dass das Wasser auf der nördlichen Seite der Linie beim Ablassen einer Badewanne ein kleiner rechtsdrehender Wirbel entsteht und zwei Meter daneben, auf der südlichen Seite des Äquators, ein links drehender Wirbel. Wie kann das sein, wenn man nicht einmal direkt am Äquator steht? Entgegen der Annahme vieler Menschen drehen sich Badewannenwirbel auf einer Hemisphäre nicht immer in die gleiche Richtung. Vielmehr ist es Zufall, ob das Wasser im Uhrzeigersinn oder entgegen abfliesst. Grund dafür ist die Grösse der Wirbel: Sie sind viel zu klein, als dass sie von der Erdrotation beeinflusst werden können. Dieses Experiment würde also auch am richtigen Punkt am Äquator nicht funktionieren und wird immer vom Mensch, je nach dem wie er zum Beispiel die Wanne gebaut hat, beeinflusst.

Die Sierra (Hochland) von Ecuador erinnert uns sehr an die Schweiz. Landschaftlich sieht es so unglaublich ähnlich aus – einfach alles etwa 2'000 m höher. Ecuador ist sehr sauber und die Strassen sind in einem Topzustand.

Der Vulkan Cayambe ist 5'790 m hoch. Bis zum Refugio auf 4'600 m kann man mit dem Auto hochfahren. Für die Besteigung des Vulkans braucht man einen Führer und eine entsprechende Ausrüstung. Dazu sind wir nicht vorbereitet. Zum Refugio wollen wir selbstverständlich hochfahren. Dafür müssen wir uns am Fusse des Nationalparks mit Pass registrieren. Ohne 4x4 darf man da nicht hochfahren.



Auf dem Weg nach oben fahren wir nochmals über den Äquator :-)




Wir merken auch schnell weshalb. Die ersten 6 km sind noch kein Problem und die Strasse ebenfalls in einem Topzustand. Die letzten 4 km sind dafür umso steiler und nur noch Offroad. Ramón kommt aufgrund der Strasse und der Höhe ganz schön ins Stottern. Oben angekommen sind wir ganz schön froh haben wir dieses Abendteuer zusammen gemeistert.


Auf 4'600 m waren wir noch nie. Das höchste war bisher in Mexicó auf 4'500 m. Im Refugio trinken wir eine heisse Schokolade und fahren danach wieder runter.

Leider fängt es wieder etwas an zu regnen und die schöne Aussicht die man hätte, lässt sich nur erahnen. Beim runterfahren stinken unsere Bremsen ganz schön sehr. Zum Glück haben wir diese erst gewechselt.

Unser Übernachtungsplatz befindet sich auf einem Camping etwas erhöht auf 3'000 m mit Sicht auf Quito. Wow, das ist irgendwie cool. Dafür ist der Preis des Campingplatzes mit 16$ eher teuer und uncool. Aber ja, man gönnt sich ja sonst nichts.



Quito erkunden wir wieder mit einer Free Walking Tour. So erfährt man ziemlich viel über eine Stadt. Die Führung startet etwas zu spät bei der Basilica del Voto Nacional.


Dafür gibt es eine Privatführung zu Zweit. Was uns vor allem imponiert ist, dass der Präsident mitten in der Altstadt wohnt und sein Zuhause zwar mit einem Gitter umzäunt ist, aber ansonsten kein grosses Tam Tam darum gemacht wird.

Neben den vielen Kirchen, die meist in Museen umfunktioniert wurden, schauen wir noch bei einem Hut Laden vorbei. Habt ihr gewusst, dass die Panama Hüte eigentlich aus Ecuador kommen. Schon etwas komisch, oder? Die Ureinwohner von Ecuador haben bereits Hüte aus Toquilla Stroh geknüpft um sie vor der Sonne zu schützen. Mit dem Panama Kanal wurde die Nachfrage für Strohhüte riesig und der Hut von Ecuador international verkauft. Seither ist es der Panamahut – hergestellt werden die Echten aus Toquilla Stroh immer noch in Ecuador. Bei einem richtig fein geknüpften Hut stecken etwa 8 bis 12 Monate Handarbeit dahinter. Anhand der Anzahl Ringe auf der Oberseite des Hutes kann man die Qualität des Hutes bestimmen. Je mehr Ringe umso teuer. Einen richtig guten Hut bekommt man in Ecuador für 550 $. Tönt jetzt nach viel, ist aber eigentlich ein Spottpreis wenn man bedenkt, dass jemand ein ganzes Jahr dafür gearbeitet hat. In Europa ist ein Hut dieser Qualität unbezahlbar.
In Quito gibt es noch einige schöne, gut erhaltene Kolonialbauten der Spanier. Einige davon haben einen Innenhof. Diese nennet man Andalucía. Eigentlich wohl weil sie nach Andalusichem Beispiel gebaut wurden. In Ecuador sagt man, es sei wegen dem Licht Anda = gehe zu, Luz = Licht .

Neben architektonischen Sachen schauen wir uns noch kulinarisch in Quito um. Süssigkeiten haben sie wirklich im Griff.




Selbst ein Schoggi Tasting ist bei der Tour dabei. Wir haben bereits in Guatemala und Kolumbien gelernt wie Schokolade angebaut und produziert wird. Hier lernen wir, dass die Cacao Pflanzen den Geschmack der jeweiligen Pflanzen die daneben wachsen aufnehmen – wie eigentlich Trauben auch. Das ist richtig cool, denn wenn man die verschiedenen 75% Schokoladen degustiert, schmeckt man tatsächlich, dass die Schokolade von der Pazifik Region sehr fruchtig und die Schokolade vom Amazonas eher nach Kräuter schmeckt. Wieder eine ganz neue Erfahrung. 😊

Im «Casa de Rafa» brunchen wir zusammen mit Miriam und Patrick. Joos ist eigentlich gar nicht der Brunch Typ, da er findet, dass man nach zwei Gipfeli genug hat. Dieser Brunch ist allerdings doppelt speziell. Erstens ist es ein Schweizer Brunch in Ecuador mit Birchermüesli, Gruyère, Salami und vor allem gutem Brot und zweitens gehört das Restaurant Karina, der Exfrau von einem sehr guten Freund von uns, die wir heute mit unserem Besuch nach 20 Jahren Funkstille überraschen.


Der Brunch ist top und die Überraschung auch gelungen. Fotos haben wir in der Hitze des Gefechtes keine gemacht. Es war einfach so schön und wir hatten super viel aufzuholen. Da Karina arbeitet und ziemlich viel zu tun hat, werden wir sie nächste Woche nochmals treffen. Dann gibt es sicher auch das eine oder andere Foto.
Bellavista liegt im Nebelwald in der Nähe von Quito. Das Resort liegt komplett im Wald und nach Einbruch der Dunkelheit ist es wohl einer der ruhigsten Plätze in Ecuador. Den Tipp dahin zu fahren, haben wir von Rafa, dem Mann von Karina erhalten.


Um sieben Uhr Abends werden etwa fünf Meter vom Haus entfernt Bananen an einem gespannten Seil aufgehängt. Nach kurzer Zeit kommt erst ein Olinguito Anden -Makibär (eine kleine Bärenart mit einem langen dicken Schwanz) und schnappt sich eine Banane. Leider sind die Olinguitos sehr scheu und ein gutes Foto ist in der Dunkelheit nicht möglich.

Kurze Zeit später kommt dann noch ein Kinkajou (Wickelbär - sowas ähnliches wie ein Olinguito – nur etwas grösser und er benutzt den Schwanz zum klettern) bis zu Simone, die gemütlich auf einem Bänkli sitzt und berührt sie sogar ganz frech am Arm. Damit hat Simone ganz und gar nicht gerechnet – hmmm, die Zähne sehen auch ganz schön spitzig aus. So nah wollen wir die Bären (auch wenn sie ganz klein sind) bestimmt nicht bei uns 😊.
