
71. Woche Aguas Turquesas de Huancaraylla – Ayacucho – Quinua – Hydroelectrica – Aguas Caliente (Machu Picchu)
Strecke: 702 Km - Stimmung: Wir trauen es uns fast nicht auszusprechen, aber wir sind froh haben wir den Machu Picchu hinter uns
In Guatemala gibt es ähnliche Wasserfälle wie hier in Peru, diese haben wir aber aus Zeitgründen ausgelassen. Die Aguas Turquesas gefallen uns sehr gut und können bestimmt mit denen in Guatemala mithalten. Bei der Besichtigung der Wasserfälle sind wir ganz alleine - so ein Privileg.

Wie so oft herrscht ein Drohnenverbot. Beim Nachfragen ob wir unsere Drohne nicht trotzdem fliegen lassen dürfen, ist es aber kein Problem solange wir diese nicht im Wasser versenken. Das haben wir aber weiss Gott nicht vor 😊



Ayacucho ist ein schönes Bergdörfchen mit 33 Kirchen. Jede Kirche steht für ein Lebensjahr von Jesus Christus. Der Namen Ayacucho hat das Dörfchen erst 1824 nach dem letzten Unabhängigkeitskrieg erhalten. Es ist Quechua und bedeutet Ecke des Todes. Beim Unabhängigkeitskrieg von Spanien haben wohl sehr viele Menschen ihr Leben gelassen. Früher hiess das Dorf Huamanga.



In Ayacucho finden wir keinen sicheren Übernachtungsplatz. Da wir uns in der ärmsten Region Perus befinden, ist uns dies umso wichtiger. Deshalb fahren wir weiter nach Quinua, ein kleines herziges Dörfchen. Hier soll auch die letzte Befreiungsschlacht von den Spaniern stattgefunden haben. Gemäss unserer App iOverlander kann man auf dem Dorfplatz neben der Polizei übernachten und es soll ganz ruhig sein. Haha, das ist es auch bis es dunkel wird. Dann gehen die Feierlichkeiten für irgendeine heilige Jungfrau los und fertig ist es mit der Ruhe. Aber zum Glück sind sie bereits um 23 Uhr fertig und wir können doch noch in Ruhe schlafen.
Am nächsten Morgen wird es ziemlich früh schon wieder sehr laut. Ein Künstler bemalt bei ultra lauter Musik die Bank genau neben unserem Auto. Er erzählt uns ziemlich lange was ihn inspiriert und was seine Zeichnungen bedeuten. Ein wirklich interessanter Mann 😊


Die Reise von Quinua nach Hydroelectrica (von Hydroelectrica aus werden wir nach Machu Picchu laufen) ist lange und führt uns durch den tropischen Urwald. Die Strassen sind meist schlecht und wir fahren durch gefühlt 2000 Kurven immer wieder rauf und runter. An diesem Tag werden wir fünf Mal von der Polizei angehalten und kontrolliert. Sie wollen jeweils wissen, ob wir alleine unterwegs sind oder ob wir noch andere Leute mitführen.
Die Region lebt von der Landwirtschaft. Wir fahren an Kaffee, Avocado, Cacao und Ananas Plantagen vorbei.

Dann entdecken wir die ersten Coca Felder und in diesem Moment wird uns klar, weshalb wir so oft von der Polizei angehalten werden. Der Coca Pflanzen Anbau ist hier legal und die Blätter werden von den Einheimischen meist für Tee oder zum kauen gegen die Höhenkrankheit oder andere Krankheiten verwendet. Leider gibt es offensichtlich noch eine andere Seite des Anbaus.

Nicht in der Nacht zu fahren ist eine unserer Devisen. Deshalb sind wir froh, finden wir kurz vor dem Eindunkeln einen schönen Übernachtungsplatz. Kurz nachdem wir gegessen haben, fängt ein Köter an zu bellen. Nach einer gefühlten Stunde bellt er immer noch. So können wir definitiv nicht ruhig schlafen. Also packen wir alles wieder zusammen und fahren im Dunkeln los. Bei dieser Strecke ist dies kein wirkliches Vergnügen. Wie es der Zufall will wird die Strasse auch immer schlechter. In der Nacht ist es umso schwieriger ein gutes Übernachtungsplätzchen zu finden. Etwas weg von der Strasse sehen wir einen Mann vor einem Haus. Wir sind froh dürfen wir vor seinem Haus übernachten. Er bringt uns sogar noch einen Kaffee. Ja die Leute schauen zwar oft grimmig drein, sind aber eigentlich doch super nett.

Obwohl wir nur noch ungefähr 200 Km von Hydroelectrica entfernt sind müssen wir nochmals einen kompletten Tag durchfahren. Die Strassen sind eng, löcherig, hügelig mit 1'000 Kurven und Ramon ist danach komplett staubig.

Nach zirka 10 Minuten in Hydroelectrica ist Simone komplett von Sandfliegen verstochen. Joos wird dieses Mal netterweise verschont.

Eigentlich wollten wir nach dem vielen Fahren eine Pause einlegen. Doch bei diesen gefrässigen Viehcher können wir auf keinen Fall bleiben also beschliessen wir, gleich am nächsten Tag nach Aguas Calientes zu laufen.



Für den Machu Picchu sind die Tickets im Vorverkauf bereits bis November vergriffen. Täglich werden bei der Gemeinde Aguas Calientes 1000 Tickets verkauft. Damit man eines dieser Tickets ergattern kann, muss man früh Morgens eine Nummer ziehen. Ab Nachmittags um 15:00 Uhr werden dann die Tickets den Nummern nach verkauft. Je kleiner die Nummer, je grösser die Chance, dass man zur gewünschten Tageszeit die gewünschte Tour erhält. Um möglichst eine tiefe Nummer zu erhalten laufen wir um vier Uhr Morgens im Dunkeln los. Der Weg führt der Bahnlinie entlang, verlaufen kann man sich also kaum. Allzu gemütlich ist es aber nicht auf dem Schotter zu laufen. Um 6.30 Uhr erreichen wir endlich die Gemeinde und ergattern die Nummern 39 und 40. Mit diesen Nummern steht uns die gesamte Auswahl der Tickets offen. Am Nachmittag werden die ersten Hundert Personen aufgerufen und nach 20 Minuten haben wir unsere Tickets. Es ist wirklich super gut organisiert. Uff, die erste Hürde für den Machu Picchu haben wir geschafft.

In Aguas Calientes gibt es ansonsten nicht viel zu tun. Neben den vielen Restaurants gibt es noch einen Markt bei dem insbesondere Alpaca Waren verkauft werden. Wir geniessen vor allem unser Hotelzimmer, denn am nächsten Morgen wollen wir wieder um 4 Uhr los.

Entweder man stellt sich etwa 1.5 Stunden in eine ellenlange Menschenschlange und fährt mit dem Bus zum Eingang des Machu Picchu, oder man nimmt die steile Wanderung in Kauf und läuft in zirka 1.5 Stunden zum Machu Picchu.

Wir entscheiden uns zum Machu Picchu zu laufen. Ab 6 Uhr Morgens dürfen wir mit unserem Ticket den Machu Picchu betreten. Deshalb laufen wir wieder um 4 Uhr Morgens los. Was wir allerdings nicht gewusst haben ist, dass das Tor am Fusse des Berges erst um 5 Uhr Morgens auf geht. Wir sind leider zu früh aufgestanden und müssen eine halbe Stunde bis zur Öffnung warten.

Zum Glück ist es dunkel und wir sehen nicht wie steil es wirklich ist. Gefühlt 4’000 Treppenstufen und ¾ Stunden später haben wir den Aufstieg geschafft und sind die ersten beim Eingang des Machu Picchus. Yes, wir haben sogar Glück und der Himmel ist blau.

Wie es unser Glück so will zieht dicker Nebel auf sobald wir die berühmte Citadelle erreichen und wir sehen absolut gar nichts. Da man beim Macchu Picchu einen Rundgang macht und nicht zurücklaufen darf warten wir fast zwei Stunden am selben Punkt bis sich der Nebel hoffentlich verzieht.

Wir sind nicht die Einzigen die auf die Sonne warten. :-)

Leider Pech gehabt und wir geben auf. Wir laufen runter und schauen uns die Ruinen von nahe an. Halt ohne das legendäre Foto mit Ruinen und Berg geschossen zu haben.

Wir sind schon etwas enttäuscht. Für die Ruinen sind wir fast drei Tage durchgehend gefahren und zwei Mal um 4 Uhr aufgestanden und dann das, dicker Nebel. Das kann ja nur uns passieren.

Kurz bevor wir den Ausgang erreichen, zieht der Nebel doch noch etwas weg und wir sehen den Berg Wayanu doch noch. Ohne Nebel wirkt das Dorf gleich anders. Es liegt in wunderschöner Natur mitten in den schönen Bergen. Wir haben innerlich den Machu Picchu schon verflucht und jetzt doch noch Frieden geschlossen.





Am nächsten Morgen laufen wir die ganzen 12 Kilometer auf den Bahngeleisen wieder zurück. Obwohl es dieses Mal eher runter geht, sind wir nicht schneller sondern eher langsamer. Die Vögel die wir beim hinlaufen nur gehört haben sehen wir nun auch. Endlich sehen wir den seltenen Andenfelsenhahn - leider können wir keine guten Fotos davon machen. Schade. Grundsätzlich sind wir allerdings einfach froh, dass wir wieder bei Ramon sind und weiter können. Vom vielen Fahren, Laufen, frühen Aufstehen und dem Getümmel auf dem Machu Picchu sind wir einfach nur k.o. und sehnen uns nach etwas Ruhe. Alles in allem muss man, wenn man in der Region ist zwingend zum Machu Picchu. Irgendwie kann man das einfach nicht auslassen. Ein zweites Mal würden wir diesen Zirkus aber nicht mehr mitmachen.
