Woche 82: Rapa Nui

Woche 82: Rapa Nui

Donnerstag, Dezember 19, 2024

Strecke: 7'536 Km - Stimmung: Wir sind verzaubert. Der Kurztrip hat sich in jedem Fall gelohnt.

Manchmal kommt es anders als man denk. Die Osterinsel ist eigentlich gar nicht auf unserer Bucketlist. Noch mehr Steine anschauen zeugt schon fast an einen kulturellen Selbstmord. Doch unsere Chilenischen Freunde überzeugen uns, den Trip trotzdem zu machen. Sie wären wahrscheinlich sehr enttäuscht gewesen, wenn wir die Insel weggelassen hätten. Das bringen wir dann doch nicht übers Herz. Das Argument wenn ihr schon hier seid zieht irgendwie immer. So einfach auf die Osterinsel zu kommen ist es nie mehr. Im Gegensatz zu den Galapagos Inseln ist die Ostinsel sehr klein und man hat das Wichtigste in einem Tag erkundet. Die meisten bleiben dann auch nur drei Nächte. Da man doch fünf Stunden braucht um auf die Insel zu fliegen buchen wir vier Nächte in einem AirBnB. Der Aufenthalt soll sich ja lohnen und Stress sind wir überhaupt nicht mehr gewohnt.

Auf Rapa Nui werden wir von der Besitzerin des AirBnBs mit einer Blumenkette empfangen und erhalten als erstes eine kurze Führung durch das Dorf. Auf der ganzen Insel verteilt leben ungefähr 9'000 Einheimische. Jeden Tag sind zirka 600 Touristen auf der Insel. Ausser wenn die Kreuzfahrtschiffe ankommen dann sind es ungefähr 3'000 Touristen die einen Tag bleiben. An so einem Tag ist man dann lieber nicht auf der Insel. Die Kreuzfahrtschiffe sind deshalb bei den Einheimischen nur mässig beliebt. Ausser dem Parkeintritt bringen diese der Insel kaum einen Mehrwert. Normalerweise essen und übernachten diese nicht auf der Insel.

Ein Führer für die Insel ist zwingend und muss frühzeitig organisiert werden. Beim Kauf des Parktickets werden gleich alle Führer aufgelistet. Irgendwie realisieren wir erst zu spät, dass es auch Gruppenführung gibt die man aber über eine Organisation bucht. Macht nichts, denn wirklich teuer ist unsere Guide nicht und die Führung zu zweit ist viel persönlicher.

Wer hätte es gedacht, den ganzen Tag Steine anschauen mit einem guten Guide ist tatsächlich  interessant.

Die Insel Rapa Nui liegt sehr isoliert im Pazifik. Bis zum nächsten Festland sind es jeweils mindestens 3'000 Km. Deshalb ist auch nicht ganz klar wie die Bewohner vor über 1'000 Jahren auf die Insel gekommen sind. Am wahrscheinlichsten ist aber, dass die Bewohner auf einer anderen polynesischen Insel gewohnt haben und diese aufgrund fehlender Nahrung verlassen mussten. Auf der Suche nach einer neuen Insel haben sie Saatgut, Pflanzen und so weiter k ihren kleinen Schiffen mitgenommen und eine neue Insel gesucht. Da es um die Osterinsel herum weit und breit nichts gibt, sind die Rapa Nuis immer davon ausgegangen, dass sie die Einzigen Bewohner dieser Erde sind.

Die Insel ist berühmten  Steinfiguren sind eigentlich die Grabsteine der gestorbenen Könige. Die Leichname der Könige wurden erst im Krematorium verbrannt und dann im Podest unter den Steinfiguren vergraben. Die Seele sollte dann in den Kopf der Steinfiguren wandern und von da aus die Bewohner beschützen. Deshalb schauen die Figuren auch immer Richtung Insel und nicht Richtung Meer.

Wie so in vielen anderen Kulturen wurden die Könige grössenwahnsinnig und die Grabsteine immer grösser. Je grösser die Figur, desto jünger die Figur. Auf der Insel hat es einen Steinbruch wo die Figuren quasi in Massenproduktion angefertigt wurden. Das Problem und der Untergang der Insel war dann auch, dass es einfach zu viele Könige und zu viele Untertanen auf der Insel gab. Die blaublütigen nannte man auf Rapa Nui übrigens Langohren und die Untertanen Kurzohren. Die Langohren besassen Ohrschmuck und die Kurzohren nicht. Wenn nur alles so einfach wäre. Während der Hochkonjunktur lebten über 20'000 Personen auf der Insel die alle ernährt werden mussten. Die Arbeit im Steinbruch wurde den Untertanen irgendwann zu viel und sie begannen ihre Könige zu stürzen.  Bei dieser Revolution  gewannen dann auch die Kurzohren. Alle Steinfiguren wurden dabei umgestürzt. Wir sind immer davon ausgegangen, dass Tsunami diese umgestürzt hat, aber nein, auch hier war der Mensch am Werk.

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Die grosse Frage die sich bei den Steinfiguren stellt, ist wie diese aufgestellt wurden. Eigentlich weiss das niemand so genau. Es gibt verschiedene Theorien. Eine davon besagt, dass die Steine mit Seilen Millimeter um Millimeter bewegt und anhand von Steinrampen aufgestellt wurden. Eine Andere, dass die Steinfiguren mit Baumstämmen transportiert, und mit Holzrampen aufgestellt wurden. Das ist allerdings eher unwahrscheinlich da das Holz von der Masse direkt zerdrückt wird. Die grössten Figuren sind doch über 20 Meter hoch. Beim Steinbruch wurden die Steine den Hang über eine kleine Rampe hinuntergelassen damit sie unten zum stehen kamen und da fertiggestellt werden konnten. Der Dutt wurde dann via Rampe aufgesetzt.

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Nach der Revolution startete eine neue Kultur mit weit weniger Königen. In der vorherigen Kultur waren es einfach zu viele und das hat offensichtlich nicht funktioniert. Könige gab es immer noch. Doch viel weniger. Jedes Jahr wurde im September der Vogelmann gewählt. Jede Sippe konnte jemanden Stellen der am Wettbewerb teilnimmt. Man musste vom tiefsten Teil des Vulkankraters mit einem Schilfbrett die Klippen herunterklettern und zur kleinen Insel die 1.5 Kilometer entfernt ist schwimmen, da ein Ei eines speziellen Vogels holen und dieses unbeschädigt zurück bringen.

Wer dies geschafft hat durfte eine Jungfrau heiraten die ein Jahr in einer Höhle eingesperrt wurde damit sie möglichst weiss und schön bleibt. Oder blind genug ist damit sie den Gewinner nicht erkennt. Da die Strömungen und der Wind im September sehr stark sind, starben oftmals viele der Teilnehmer. Aus diesem Grunde ist der Wettbewerb auch seit 200 Jahren verboten. Heute wird der Vogelmann immer noch gewählt doch die Wettkämpfe sind viel einfacher und eine Jungfrau gibt es auch keine mehr.

Neben den Steinfiguren gibt es auf der Insel nicht wirklich viel zu sehen. Es gibt zwei schöne Sandstrände wobei einer super klein ist. Der Rest der Insel besteht aus Klippen und hohen Wellen. Zum surfen wäre es super gut aber für Anfänger leider eher nicht geeignet. Die Wellen werden gerne 10 Meter hoch. Auch wenn wir selbst nicht surfen können macht selbst das Zuschauen Spass.

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Zwei kleine schöne Sandstrände hat es auch auf Rapa Nui. Zum Baden ist es uns dann aber doch ein bisschen zu kalt. 

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Wie auf allen polynesischen Inseln wird auch viel getanzt und man könnte jeden Tag an eine Show gehen. Das machen wir selbstverständlich nicht. Auf dem Dorfplatz wird aber auch getanzt und ist ja logisch, dass wenn wir für fünf Minuten zuschauen mit einem Tanz dafür bezahlen müssen. grrrr

Da uns Alfonso, der Bruder der Kollegin von Joanna von Chile erzählt hat, dass es auf Rapa Nui die Besten Ananas gibt sind wir richtig enttäuscht, dass es aktuell keine gibt. Diese sind erst Ende Dezember reif und werden dann wie ein Lollipop serviert. Die Besitzerin des AirBnB's sieht uns unser Enttäuschung an und serviert uns jeden Tag einen anderen Saft. Einer davon ist sogar ein Ananassaft von ihrer eigen Plantage. Wir sind so dankbar gibt es heutzutage Gefrierer und wir können noch von der Ernte vom letzten Jahr profitieren.

Ausser Fisch ist auf der Insel ist alles relativ teuer. Sich eine Woche lang von frischen Thunfisch zu ernähren ist gar nicht so übel 😊- so haben wir uns eine polynesische Insel vorgestellt.

Zum Abschied gibt es noch eine Muschelkette – was für ein schönes Erlebnis

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